Dieses Bild ist schon ein paar Jahre alt. Noch heute finde ich es sehr gelungen und ich schaue es mir gerne an, auch wegen der Geschichte, die hinter ihm steht. Es entstand während eines knapp einwöchigen Städte-Trips nach Istanbul. Noch heute schwelge ich gerne in den Erinnerungen an diese magischen Tage zwischen Orient und Okzident. Damals war ich noch mit meiner Nikon D7200 und einigen Objektiven unterwegs und meine fotografischen Fähigkeiten im Vergleich zu heute recht limitiert. Genaueres dazu unten.
Geschichtliches
Bevor ich erzähle, wie es zu diesem Foto kam, möchte ich zuerst noch ein paar Worte zu dieser faszinierenden Stadt sagen. "In der Stadt", das bedeutet Istanbul übersetzt, war wohl Mehmet der II, nachdem er sie erobert hatte. Deswegen heißt Konstantinopel oder Byzanz heute eben Istanbul.
Diese Stadt ist schon allein deswegen einzigartig, weil es keine zweite Stadt auf der Welt gibt, die auf zwei Kontinenten liegt. Getrennt wird die Stadt vom Bosporus, einer Meerenge, die eben Asien von Europa trennt. Istanbul ist wohl eine der geschichtsträchtigsten Städte der Welt und geprägt von unterschiedlichsten Kulturen. Sie gehörte schon zum Griechischen Reich, war Hauptstadt des oströmischen Reiches und später dann Hauptstadt des Osmanischen Reiches sowie auch der Türkei. Und dieses reiche geschichtliche Erbe spiegelt sich an vielen Stellen der Stadt wider. Deswegen ist diese faszinierende Stadt ein Mekka für (Street)-Fotografen. Man ist förmlich umzingelt von spannenden interessanten Motiven.
Leben am Wasser
Ein großer Teil des Lebens in Istanbul spielt sich auf dem Wasser ab. Das liegt nicht nur am Bosporus, sondern auch am Goldenen Horn, ein weiterer Wasserarm der die Stadt durchzieht, überquert von der berühmten Galater-Brücke. Auch das Marmara-Meer, indem die Prinzen-Inseln liegen, die ein gern genutzter Zweitwohnsitz und Ausflugsort der Einwohner sind, wird von vielen Fähren und privaten Booten und Jachten befahren.
Viele Istanbuler und natürlich auch Touristen benutzen demnach die unzähligen Fähren, die zwischen den vom Wasser getrennten Stadtteilen hin und her pendeln. Und auf solch einer Fähre kam eben dieses Foto zustande. Die Istanbuler Männer haben zahlreiche Hobbys. Eines davon ist es auf den vielen Brücken oder an anderen Stellen zu angeln. Wer kennt sie nicht, die typischen Bilder mit den Fischern der Galaterbrücke.
Ein weiteres ist wohl das Füttern der Möwen, die zum Stadtbild dazugehören wie die Moscheen. Auf solch einer Fähre sah ich einen symphytischen jungen Mann, der versuchte, die Möwen im Fluge zu füttern. Als ich dies sah, wollte ich den Moment unbedingt festhalten; jene für Istanbul typische Straßenszene, wenn sie sich auch auf einem Schiff, abgespielt hatte.
Vorbereitung und Durchführung
Ich näherte mich also dem Mann und gab ihm mimisch zu verstehen, dass ich ihn gerne fotografieren wollte. Als er mir zunickte, konnte ich beginnen. Er ließ sich von mir dann auch gar nicht stören und ging einfach seiner Tätigkeit nach. Insofern denke ich schon, dass man dieses Bild als nicht gestellt beschreiben kann. Das ist ja für viele Street-Fotografen ein Authentizitäts-Kriteritum. Ich suchte mir zuerst einen Standpunkt, von dem aus ich möglichst nur den Mann mit der Möwe ohne einen weiteren, der vielen Passagiere vor einem möglichst ansprechenden Hintergrund ablichten konnte. Die Reling und der Strebebalken rechts dienten als Rahmen. Und vor dem dunklen Wasser hob sich das weiße Hemd gut ab. Jetzt musste ich „nur noch“ den richtigen Moment abpassen, indem eine Möwe den Keks aus der Hand des Mannes schnappte. Und genau das war natürlich der Knackpunkt. Vor allem, wenn man nicht genau weiß, welche Einstellungen der Kamera notwendig und hilfreich wären. Das war bei mir damals leider der Fall. Und so brauchte ich gefühlt dutzende von Versuchen und 20 Minuten, bis ich den richtigen Zeitpunkt erwischte. Und ein recht kleines sich sehr schnell näherndes Objekt scharf und im richtigen Zeitpunkt zu “erwischen“ ist natürlich sehr schwierig, wenn man die richtigen Mittel dazu nicht anwendet.
Hätte ich statt des einfachen, den kontinuierlichen Autofokus verwendet und hätte ich, statt immer nur ein Foto zu machen, die Serienfunktion benutzt, so hätte ich diese Situation natürlich besser und viel schneller gemeistert. Heute weiß ich das, damals leider nicht. Um so glücklicher war ich, dass mir wenigstens ein gutes Foto gelungen war.
Was sehen wir also:
kenne deine Kamera und ihre Einstellungen
ein gutes Foto braucht oft mehrere Versuche
auch ein vorher erlaubtes Foto kann candid, also ungestellt, sein
ein gutes Foto braucht eine sorgfältige Komposition
ein passender Hintergrund ist wichtig
es ist oft schwierig, den decisive moment, den entscheidenden Moment, zu erhaschen
es ist jedes Mal ein befriedigender Moment ein gutes Foto gemacht zu haben
man lernt nie aus
je mehr man fotografiert, desto besser wird man
Das wars dann mal wieder.
Wenn euch der Artikel gefallen hat, oder wenn ihr etwas dazu zu sagen möchtet,
würde ich mich über eure Kommentare freuen.
Liebe Grüße
euer Holger
P.S. Stopp War, Free Ukraine!
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