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Der Mann mit der Mütze



Da waren einmal zwei Streetfotografen, der eine Amerikaner, der andere Schweizer. Der eine wollte einen workshop in Beirut im Libanon machen; hatte aber zu wenig Geld. Der andere lieh ihm einfach einen großen Teil des Geldes und kam mit. Zu diesem Zeitpunkt kannten sich die beiden aber nicht wirklich - nur im Netz waren sie sich begegnet. Insofern ist es schon mutig einem Unbekannten einen nicht kleinen Geldbetrag zu geben und mit diesem dann auch spontan zusammen-zuarbeiten.

Thomas Leuthard tat das aber! Und nun ja, wenn der workshop-Leiter Eric Kim heißt, dann kann ich gut verstehen das Wagnis einzugehen.


 

Und so kam es, dass Eric Kim nicht unerheblich dazu beitrug, dass aus Thomas Leuthard einer der einflussreichsten europäischen Street-Fotografen wurde. Auf nahezu allen Kanälen war er präsent, postete viele hervorragende Fotos, gab workshops, tauschte sich mit anderen Fotografen aus, schrieb auch e-books über street und betrieb einen vielbeachteten podcast.


 

Und dann? Von einem Tag auf den anderen hörte er auf. Er löschte alle accounts (bis auf flickr), hörte auf zu fotografieren und meinte obendrauf noch: Streeetfotografie ist tot! Was für ein Abgang - leider! Und wenn es auch nicht zu seiner freundlichen, sympathischen Art passen will, könnte man ihn wohl als den Rockstar der Streetfotographie bezeichnen, ganz nach dem Motto: live fast, die young. Gemeint ist natürlich: shoot much, quit (to) soon. Er sagt ja von sich selbst, dass er es wahrscheinlich etwas übertrieben hat, das Präsent-Sein auf vielen Kanälen, der Druck möglichst guten content möglichst oft zu posten, das Gefragtsein, die workshops... Dieser hohe Aufwand, dieses In-etwas-Aufgehen liegt aber wohl in seiner Natur. Und so sucht und findet er bestimmt andere Bereiche, in denen er aufgehen kann. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass er den Weg zurück zur Fotografie finden wird.

 

Denn mal ehrlich, ob er noch mal etwas findet, indem er so herausragt, ist zumindest fraglich. Er sagt zwar, dass er schon alles erlebt, gesehen und fotografiert hat; ich denke jedoch, dass die streetfotografie so viele Facetten besitzt, dass man sie länger als nur ein paar Jahre betreiben kann. Und auch, wenn er von sich sagt zufrieden zu sein, hoffe ich für ihn, dass die Flamme in ihm noch nicht ganz erloschen ist und wieder aufleuchtet - vielleicht nicht ganz so hell und kurz wie zuvor. Denn die vielen Anfragen, die er immer noch erhält und die er fast alle nicht beantwortet, zeigen, dass er sehr vielen Fotografen und Foto-Begeisterten mit seinen Bildern und Gedanken Inspiration gab und immer noch viel bedeutet.

foto: thomas leuthard, flickr


 

Ich würde mich auf jeden Fall darüber freuen. Denn seine Bilder sind schon außergewöhnlich (gut) und seine Bücher für jeden (angehenden) Street-Fotografen eine Inspiration. Alle seine Bücher kann man übrigens nach wie vor umsonst lesen. Runterladen kann man sie z.B. bequem auf der Webseite von Thomas Fuengerlings. Sie heißt 52weekly. Ich persönlich kann für den Einstieg die beiden auf Deutsch geschriebenen Bücher "Stereofotografie" und "Seelenraub" empfehlen. Aber auch die auf Englisch erschienenen "Going candid","collecting souls" und "street-faces" fand ich sehr erhellend.

 

Na dann, wer ihn noch nicht kennt und für lau einen wirklich fundierten gut zu lesenden Einstieg in die Stereofotografie haben möchte, der soll sich die obigen e-books demnächst mal zu Gemüte führen. Zudem findet man auf YouTube noch einige videos mit und über ihn. Beispielsweise hat der meiner Meinung nach ebenfalls hervorragende und bekannte YouTuber paddy von neunzehn72 eine kleine Serie mit Interviews mit und über ihn gedreht. Und bei Stephan Wiesner findet ihr einen live-Foto-Walk mit ihm.

 

Das wars dann mal wieder von mir


Seid gegrüßt und bleibt gesund


Liebe Grüße


eurer Holger


P.S. Stop War! Free Ukraine!

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